Alexander Hoeckle, München*

 

Dynamische Entwicklung in Osteuropa: Die neuen EU-Mitglieder Bulgarien und Rumänien auf den vorderen Plätzen

 

Der Doing Business-Report 2008 der Weltbank und ihrer Tochter, der International Finance Corporation (IFC), bringt es auf den Punkt: Osteuropa bietet ein zunehmend wirtschaftsfreundlicheres Umfeld. Bei dieser Messung der Leichtigkeit, Geschäfte zu machen, finden sich Bulgarien und Rumänien, die neuen Mitglieder der Europäischen Union, mit auf den vorderen Plätzen. Die EU-Mitgliedschaft bedeutet dabei für beide Länder vor allem, dass sie stabiler bzw. berechenbarer worden sind. Nicht umsonst setzte COFACE beide Länderratings auf A 4 und sind die deutschen Direktinvestitionen in beiden Ländern noch einmal deutlich angestiegen. Allerdings mehren sich in der jüngeren Vergangenheit die Anzeichen einer Überhitzung der Märkte, schlägt doch auch hier die globale Finanzkrise unbarmherzig zu. Beide Länder bedürfen daher einer gesonderten Betrachtung.

2007 betrug das Wirtschaftswachstum in Rumänien real 6 %. Ein Wert, der neusten Schätzungen zufolge, auch in den Folgejahren erreicht werden müsste. So wachsen Konsum- und Investitionen weiterhin zweistellig und bleibt der rumänische Markt außerordentlich aufnahmefähig. Allerdings sind die Risse in der wirtschaftlichen Stabilität im Verlauf des Jahres 2007 größer geworden. Internationale Analysten schauen daher auf Rumäniens Wirtschaftsentwicklung und Politik seit der Subprimekrise in den USA mit deutlich mehr Skepsis. Kritisch gesehen werden vor allen Dingen das riesige Leistungsbilanzdefizit, die sehr schnell steigenden Löhne und Gehälter in der privaten Wirtschaft sowie im öffentlichen Sektor und vor allem das erneute Anziehen der Inflation. Wie die Lage genau ist, wird aber erst der zweite EU-Bericht, der im Rahmen des Überprüfungs- und Kooperationsmechanismusses, der mit Rumänien anlässlich des EU-Beitritts vereinbart worden war, zeigen. Unbestreitbare Zukunftsmärkte Rumäniens bleiben aber Maschinen, Baustoffe, Energietechnik. Kfz- und Kfz-Zulieferungen, Umweltschutz, Technik, Nahrungsmittel sowie Informations- und Kommunikationstechnik und langlebige Konsumgüter.

Lange Zeit im Schatten der größeren Volkswirtschaft Rumänien hat sich Bulgarien zu einem der interessantesten Absatzmärkte für die deutsche Wirtschaft in Osteuropa entwickelt. 2007 betrug das bulgarische Wirtschaftswachstum 6,4 % und war damit eines der höchsten in der EU 27. Ähnlich wie beim großen Nachbarn, wird sich das Wachstum auch in den kommenden Jahren wohl nicht abschwächen. Die nach wie vor hohe Investitionsneigung, die stetig steigenden Auszahlungen von Finanzzahlungen aus 42 internationalen Fonds sowie ein nach wie vor hoher privater Verbrauch stehen für weiterhin zweistellige Importwachstumsraten. Nirgendwo anders in der EU 27 gehen die Investitionen derzeit so steil in die Höhe wie in Bulgarien. Flossen von 1998 bis Ende Juni 2007 doch insgesamt 18,6 Mrd. € an ausländischen Direktinvestitionen in das Land. Mit rund 4,2 Mrd. € wurde die höchste Summe in den Produktionssektor investiert, gefolgt vom Immobiliensektor. Sollten sich allerdings die Bedingungen auf den internationalen Finanzmärkten weiter verschlechtern, könnte sich dies auf die ausländischen Direktinvestitionen in Bulgarien und die Kosten von Auslandskrediten negativ auswirken.

Trotz der aktuellen Risiken können deutsche Unternehmen dennoch weiter darauf bauen, dass beide Länder wesentlich berechenbarer geworden sind und auch in Zukunft weiter überdurchschnittlich wachsen werden. Fakt ist aber auch, dass es für Neueinsteiger schwieriger geworden ist, da beide Märkte bereits gut besetzt sind. Schon heute sind in den Boomregionen der Länder sowohl qualifizierte, als auch unqualifizierte Arbeitskräfte knapp und die Löhne steigen. Ferner herrscht in einigen Sektoren, wie z.B. im Finanzsektor, bereits ein gnadenloser Wettbewerb und erschweren teilweise horrende Immobilienpreise den "sanften" Markteinstieg.

Aktuelle Informationen sind daher wichtiger denn je, erste Informationen über neue Regelungen im Bereich des Gesellschafts- und Registerrechts können den Beiträgen von Pavlova-Mirtcheva und Menzer / Chitac in dieser Ausgabe (GmbHR 2007, 475 ff. u. 477 ff.) entnommen werden. Aber auch die Deutsche Außenwirtschaftsförderung für beide Länder ist gut aufgestellt. Alle deutschen Industrie- und Handelskammern (IHK) sowie die Bundesagentur für Außenwirtschaft (Bfai) verfügen über aktuellste Informationen. Auch existieren bereits seit Jahren sowohl in Bukarest, als auch in Sofia Deutsche Auslandshandelskammern (AHK), die professionell weiterhelfen können.

 

*    Stv. Geschäftsführer Außenwirtschaft der IHK für München und Oberbayern.

 




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